Im Jahr 2017 belief sich die Anzahl der überschuldeten Privatpersonen in Deutschland auf 6,91 Millionen. Damit ist laut dem „Schuldner Atlas Deutschland“ von Creditreform die Überschuldung in Deutschland weiter steigend. Eigentlich unverständlich, wenn man an die sinkenden Arbeitslosenzahlen und den anhaltenden Konjunkturboom denkt. Die Schuldnerberatungsstellen caritativer Vereine und des Staates kommen mit ihrer Arbeit nicht mehr hinterher. Grund genug, um über eine Arbeit als Schuldnerberater nachzudenken. In Deutschland gibt es jährlich etwa 150 neue Lotto-Millionäre. Diese Zahl ist in den letzten Jahren stetig angewachsen, da das Internet mittlerweile auch das Spielen internationaler Lotterien wie beispielsweise auf Euromillions.online ermöglicht. Trotzdem kann kaum ein Verschuldeter damit rechnen, durch einen Gewinn beim Lotto aus den Schulden zu kommen. Die eigene finanzielle Lage durch eine effektive Schuldnerberatung zu klären, ist auf jeden Fall die bessere Alternative, als auf einen Millionengewinn zu hoffen.
Berufliche Voraussetzungen für die Arbeit als Schuldnerberater
Das Statistische Bundesamt klassifiziert die Schuldnerberatung unter dem WZ 2008 Kode 88.99.0 in den Wirtschaftszweig „Sonstiges Sozialwesen.“ In diese Kategorie fallen unter anderem auch Beratungstätigkeiten wie Haushaltsgeldberatung oder Ehe- und Familienberatung. Damit ist klar, dass eine Ausbildung als Sozialarbeiter oder Sozialpädagoge am ehesten dazu geeignet ist, als Schuldnerberater zu arbeiten. Aber auch über die Ausbildung in anderen Berufen ist der Einstieg zum Schuldnerberater möglich:
- Betriebswirt
- Finanzassistent
- Bildungs- und Berufsberater
- Handelsfachwirt
- Jurist
Allerdings ist der Begriff Schuldnerberatung weder gesetzlich geschützt, noch gibt es eine Mindestqualifikation oder spezielle Ausbildung für den Beruf Schuldnerberater. Somit könnte sich theoretisch jede natürliche Person auch ohne Ausbildung im sozialen oder sozialpädagogischen Bereich Schuldnerberater nennen. Verhindert wird dies unter anderem dadurch, dass gerade bei Verbraucherinsolvenzverfahren eine Berechtigung zur Ausstellung einer Bescheinigung über die Erfolglosigkeit des vorgeschriebenen außergerichtlichen Einigungsversuchs vorliegen muss.
Diese Berechtigung wird von den Landesbehörden der einzelnen Bundesländer erteilt. Die Kriterien dafür sind nicht bundeseinheitlich. In Bayern gelten zum Beispiel folgende Anforderungen an in der Schuldnerberatung tätige Stellen: „Die Beratungsfachkräfte verfügen über eine abgeschlossene Hochschulausbildung in den Studiengängen Sozialarbeit/-pädagogik, Sozialwissenschaften, Rechtswissenschaften, Wirtschaftswissenschaften oder eines vergleichbaren Studiengangs oder für ein Amt in den entsprechenden Fachlaufbahnen Verwaltung und Finanzen oder Justiz. Mindestens eine sozialpädagogische Fachkraft ist im Beratungsverbund tätig.“
Ausbildungsbeispiel eines bekannten Schuldnerberaters
Beispielhaft soll ein möglicher Werdegang anhand der Ausbildung von Deutschlands bekanntestem Schuldnerberater aufgezeigt werden. Peter Zwegat verdankt seinen deutschlandweiten Bekanntheitsgrad der auf RTL ausgestrahlte Reality-TV-Serie „Raus aus den Schulden“. Sein beruflicher Werdegang sieht folgendermaßen aus:
- Ausbildung zum Verwaltungsbeamten
- Studium der Sozialpädagogik an einer Fachhochschule von 1970 bis 1974
- Abschluss als Diplom-Sozialpädagoge 1974
- Arbeit im Sozial- und Gesundheitswesen sowie in der Jugendhilfe beim Land Berlin von 1974 bis 1987
- Ab 1987 bis heute Arbeit als Schuldnerberater beim gemeinnützigen Verein „Dienstleistung für Arbeitnehmer und Betriebe“ (DILAB e.V.) in einer Beratungsstelle in Berlin-Friedrichshain
Peter Zwegat ist also ganz klassisch über ein Sozialpädagogik-Studium zur Tätigkeit als Schuldnerberater gekommen. In einem Interview mit der TAZ äußerte er unter anderem seine Meinung darüber, dass es in Deutschland mehr Beratungsstellen geben sollte. Auch er sieht also genügend Arbeit für Schuldnerberater.
Weiterbildung zum Schuldnerberater für Sozialarbeiter/Sozialpädagogen
Wer bereits den Beruf Sozialarbeiter/-arbeiterin oder Sozialpädagoge/-pädagogin erlernt hat und in der Schuldnerberatung tätig werden will, sollte auf jeden Fall eine Aufstiegsweiterbildung über ein Masterstudium anstreben. Denkbar sind hier Studiengänge wie Soziale Arbeit, Sozialmanagement, Psychosoziale Beratung oder Psychotherapie. Die im Studium vermittelten Leitungskompetenzen werden bei der späteren Arbeit als Schuldnerberater von Vorteil sein.
Schon während des Studiums sollten Praktika und Seminare eine inhaltliche Relevanz zur Schuldnerberatung aufweisen. So empfiehlt es sich zum Beispiel, sich mit den rechtlichen Fragen der Schuldnerberatung zu befassen. Hier sind Seminare oder Kurse zum Rechtsdienstleistungsgesetz (RDG) über außergerichtliche Rechtsdienstleistungen oder das Bundesgesetz zur Insolvenzordnung (InsO) mögliche Inhalte für Weiterbildungsmaßnahmen.
Abschließende Weiterbildung zum Schuldnerberater
Dass die Schuldnerberatung ein zukunftsorientiertes Betätigungsfeld darstellt, wurde bereits dargelegt. Arbeitsmöglichkeiten ergeben sich dabei vor allem in privaten, öffentlichen und kirchlichen Beratungsstellen.
Zwingend erforderlich ist dafür eine Weiterbildung zum Schuldnerberater. Solche Lehrgänge können gut berufsbegleitend absolviert werden. Die Kosten dafür belaufen sich im Schnitt auf 2.000 Euro und werden in der Regel vom Arbeitgeber übernommen. Viele Bildungseinrichtungen akzeptieren für diese Weiterbildung auch die Bildungsprämie. Die Seminare sind im Modulprinzip buchbar, wobei pro Modul eine Lehrgangsdauer von etwa zwei bis fünf Tagen zu veranschlagen ist. So stellt zum Beispiel das Diakonische Institut für Information, Fortbildung und Supervision in Berlin-Kreuzberg nach erfolgreicher Teilnahme an Seminaren mit insgesamt mindestens 200 Unterrichtsstunden (25 Tage) das Abschlusszertifikat Schuldner- und InsolvenzberaterIn aus.
Weitere Bildungsstätten, die eine Weiterbildung zum Schuldnerberater anbieten:
- IN VIA Akademie für berufliche Bildung in Paderborn
- Fachhochschule Potsdam
- Institut für Bildungscoaching in Leipzig
- Betreuer/innen-Weiterbildung in Münster
- Alice-Salomon-Hochschule in Berlin
- Fachzentrum Schuldenberatung im Lande Bremen e.V. (FSB) in Ganderkesee-Falkenburg und Bremen