Warum ist ein Schulabschluss wichtig?
Die schulische Bildung ist ein wichtiger Teil der persönlichen Entwicklung eines Menschen, da sie einen maßgeblichen Anteil im Hinblick auf den beruflichen Werdegang einnimmt.
In lediglich vier Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) ist der Zusammenhang zwischen Bildung und Arbeitslosigkeit noch ausgeprägter als in Deutschland. So lag die Arbeitslosenquote im Jahr 2012 in Deutschland bei der Erwerbsbevölkerung mit einem hohen Bildungsstand bei lediglich 2,4 %, während das Risiko, von Arbeitslosigkeit betroffen zu sein, bei der Erwerbsbevölkerung mit einem niedrigen Bildungsstand im Jahr 2012 etwa fünf Mal so hoch war wie im Jahr 1992.
In Deutschland setzt mit der Schulpflicht auch die Pflicht zur Schulbildung ein. Außerdem ist eine abgeschlossene Schulbildung der Schlüssel zu höheren Bildungsinstitutionen sowie zur Arbeitswelt und gleichermaßen unabdingbar zur Meisterung des alltäglichen Lebens. Eine abgeschlossene Schulbildung stellt damit eine wichtige Voraussetzung für den Anschluss in die Berufswelt dar. Deshalb lohnt es sich in jedem Fall, einen Schulabschluss nachzuholen, zumal dies Ehrgeiz und Einsatzbereitschaft beweist und den Weg in ein selbständiges Leben ebnet.
Welche Schulabschlüsse gibt es?
In Deutschland sind mehrere Schulabschlüsse möglich. Diese unterteilen sich in 1. Hauptschul- bzw. qualifizierenden Hauptschulabschluss, 2. Mittlere Reife, 3. Fachhochschulreife sowie 4. Abitur.
1. Hauptschul- bzw. qualifizierender Hauptschulabschluss
Je nach Bundesland und Schulform erhält ein Schüler/eine Schülerin den Hauptschulabschluss nach Beendigung der 9. oder 10.Klasse. Er gilt als Voraussetzung für den Beginn einer Ausbildung im Rahmen des „Dualen Ausbildungssystems“. Eine duale Ausbildung beinhaltet die parallele Ausbildung in einer Berufsschule und einem Betrieb.
Der qualifizierende Hauptschulabschluss kann in den Bundesländern Bayern, Bremen, Hessen, Schleswig-Holstein, Thüringen und Sachsen-Anhalt mittels einer freiwilligen Prüfung erworben werden. Er eröffnet die Möglichkeit, anschließend die Mittlere Reife zu erlangen und erhöht zugleich die Chancen für einen Ausbildungsplatz.
In Berlin, Brandenburg und Bremen wird dieser Abschluss in der Regel nach Beendigung der 10.Klasse erworben und wird dort als erweiterter Hauptschulabschluss bezeichnet, wenn ein bestimmter Notendurchschnitt vorliegt.
2. Mittlere Reife
Die „Mittlere Reife“ trägt in den einzelnen Bundesländern verschiedene Bezeichnungen. Dazu zählen die Begriffe „Mittlerer Bildungsabschluss“, „Realschulabschluss“, „Fachoberschulreife“, „Qualifizierter Sekundarabschluss“, „Mittlerer Schulabschluss“ sowie „Sekundarabschluss I“. Regulär kann dieser Abschluss meist nach der 10.Klasse durch eine Prüfung erreicht werden und stellt eine günstige Voraussetzung für eine Berufsausbildung dar. Zudem eröffnet er die Möglichkeit, weitere qualifizierende, schulische Abschlüsse zu erwerben.
3. Fachhochschulreife
Die Fachhochschulreife wird auch als „Fachabitur“ oder als „Fachgebundene Hochschulreife“ bezeichnet. Dieser Schulabschluss berechtigt zum Studium bestimmter Fachrichtungen an Universitäten, Technischen Hochschulen sowie Fachhochschulen. In einigen Bundesländern ist es auch möglich, im letzten Jahr in einer Berufsoberschule die „Allgemeine Hochschulreife“ – das Abitur – zu erlangen.
4. Abitur
Das Abitur wird auch als „Allgemeine Hochschulreife“ bezeichnet und gilt als höchster Schulabschluss in Deutschland. Er berechtigt zum Studium aller Studiengänge an Universitäten und Hochschulen.
Welche Möglichkeiten gibt es, einen Schulabschluss nachzuholen?
Die Möglichkeiten, einen Schulabschluss nachzuholen, sind in Deutschland sehr vielfältig und breit gefächert. Der „Zweite Bildungsweg“ hält etliche Modelle bereit, einen Schulabschluss nachzuholen.
Insbesondere für Interessierte, die einen Hauptschulabschluss nachholen möchten, empfiehlt sich ein Berufsvorbereitungsjahr, um bereits erworbene Kenntnisse, Fähigkeiten und Fertigkeiten aufzufrischen und zu erweitern, damit der Hauptschulabschluss mittels einer Prüfung erworben werden kann.
Auch für Interessierte aller anderen Schulabschlüsse bieten sich unzählige Chancen an verschiedenen Einrichtungen. Vor allem die Volkshochschulen, Berufskollegs und Abendschulen bieten Möglichkeiten zum Nachholen eines Schulabschlusses. In vielen Regionen müssen dann auch nicht immer lange Wege in Kauf genommen werden, da sich unzählige Einrichtungen auf das Nachholen von Schulabschlüssen spezialisiert haben.
Ebenso können Fernlehrgänge bei privaten Akademien und Instituten belegt werden, bei denen neben einer Berufstätigkeit oder der Erziehungszeiten von Kindern ein Schulabschluss erworben werden kann.
Wie viel Zeit benötigt das Nachholen eines Schulabschlusses?
Die Zeit zum Nachholen eines Schulabschlusses kann individuell stark variieren. Je nach Vorkenntnissen, Abschlussziel und zeitlichen Möglichkeiten ist die Dauer verschieden. Als Richtwerte sollten jedoch ein bis drei Jahre angenommen werden.
Wer ganztägig den Unterricht besucht, kann bereits nach ein oder zwei Jahren seinen Schulabschluss erreichen. Wird der Schulabschluss neben einer Berufstätigkeit oder anderen Tätigkeit auf einer Abendschule oder in Teilzeit nachgeholt, muss mehr Zeit eingeplant werden. In der Regel sind dann jedoch höchstens drei Jahre dafür vorzusehen.
Kann der Schulabschluss nebenberuflich nachgeholt werden?
Ein Schulabschluss kann auf verschiedenen Wegen erreicht werden. Vor allem für Berufstätige und Eltern in Erziehungszeit sind Unterrichtsformen günstig, die nicht ganztags angeboten werden. Dies ist häufig in Abendschulen und Volkshochschulen möglich. Dort gibt es Unterrichtskurse, die in den Abendstunden oder am Wochenende stattfinden.
Auch Fernlehrgänge, die häufig im Internet angeboten werden, bieten den Vorteil einer flexiblen, zeitlichen Gestaltung und Einteilung des Pensums. Allerdings benötigt insbesondere das Lernen unter Mithilfe des Internets ein hohes Maß an Disziplin und ein präzises Zeitmanagement.
Welche Kosten entstehen beim Nachholen eines Schulabschlusses?
An staatlichen Einrichtungen, wie beispielsweise Volkshochschulen oder Abendschulen, entstehen für den Unterrichtsbesuch in der Regel keine Kosten. Allerdings werden Unterrichtsmaterialien wie Bücher, Hefte und weitere Hilfsmittel benötigt, die in den Anschaffungskosten zum Teil erheblich sein können. Je nach Erreichbarkeit müssen auch entstehende Fahrt- oder Benzinkosten kalkuliert werden.
Fernlehrgänge von privaten Anbietern hingegen sind in der Regel mit Kosten für den Unterricht, die Materialien sowie für die Prüfungen verbunden. Zudem müssen Internetkosten oder auch mögliche, gelegentliche Fahrtkosten zu Wochenendseminaren einkalkuliert werden.
Wie kann das Nachholen des Schulabschlusses finanziert werden und welche Fördermöglichkeiten gibt es?
Die finanziellen Aufwendungen für das Nachholen eines Schulabschlusses können stark variieren. Je nach Art, Dauer und Modalitäten der Bildungseinrichtungen können sie demnach als gering oder auch als hoch angesehen werden.
Nach dem Bundesausbildungsförderungsgesetz (BAföG) wird eine Ausbildungsförderung geleistet, wenn die Ausbildung an einer staatlichen Einrichtung oder einer genehmigten Ersatzschule durchgeführt wird. Nähere Ausführungen über die Voraussetzungen zur Übernahme der Kosten erteilen die Ämter für Ausbildungsförderung in den einzelnen Regionen.
Gleiches gilt für die Inanspruchnahme eines Bildungskredits, der als Alternative zum BAföG angesehen wird. Dieser kann unabhängig vom vorhandenen Vermögen oder vom Verdienst des Auszubildenden oder der Eltern beantragt werden. Auch hierfür sind die Mitarbeiter des Amtes für Ausbildungsförderung die geeigneten Ansprechpartner. Hilfreich ist in diesem Fall eine professionelle Beratung durch einen Mitarbeiter des Amtes für Ausbildungsförderung in der Region. Dieser kann sowohl zu einzelnen Ausbildungsmöglichkeiten, Ausbildungsstätten und der Finanzierung detaillierte Auskünfte erteilen und bei der Beantragung hilfreich unterstützen.