Welche Perspektiven bietet ein Fernstudium Bachelor in einem Fach der Rechtswissenschaften?
Rechtswissenschaften sind eine der ältesten Studienarten überhaupt. Die in Deutschland gemeinhin, aber nicht korrekt, als Jura bezeichnete Disziplin Jus beinhaltet die Auseinandersetzung mit dem Rechtssystem oder schlicht: mit Recht und Gesetz. Diese Disziplin ist längst nicht mehr auf Studiengänge wie Rechtswissenschaften oder „Jura“ beschränkt. Spezielle Teildisziplinen bieten die Hochschule ebenfalls an. Insbesondere der Bachelor-Studiengang Wirtschaftsrecht hat eine herausgehobene Bedeutung. Denn die Absolventinnen und Absolventen strömen mit fundierten und mit betriebswirtschaftlichem Wissen angereicherten rechtswissenschaftlichen Kenntnissen auf den Arbeitsmarkt, der ihre Fachkompetenzen gern aufnimmt. Für die meisten Positionen in Unternehmen sind Bachelor- oder Masterabschlüsse völlig ausreichend. Vertragsangelegenheiten, Arbeitsrecht, internationales Recht und viele andere Themen bilden den Schwerpunkt für rechtswissenschaftliche Arbeitsstellen in der Wirtschaft. Hinzu kommen Spezialdisziplinen wie Sozial- oder Gesundheitsrecht.
Die typische Volljuristin bzw. der Volljurist ist dagegen für die konkrete Arbeit vor Gericht gefordert. Richter, Anwälte, aber auch Notare und Staatsanwälte werden in Deutschland nur zugelassen, wenn Sie die Erste Juristische Prüfung (EJP) sowie die Zweite Juristische Prüfung (ZJP) erfolgreich abgelegt und anschließend Praxiserfahrung gesammelt haben. Die beiden Prüfungen ersetzen seit einigen Jahren das Erste und Zweite juristische Staatsexamen. Diese besondere Voraussetzung bedeutet eine längere akademische Ausbildung. Für die freie Wirtschaft sind die dabei gewonnenen Qualifikationen in der Regel nicht erforderlich, da diese stark auf eine gerichtliche Auseinandersetzung abzielen. Im Gegenteil: Angestellte Rechtswissenschaftlerinnen und Rechtswissenschaftler können maximal den Status eines Syndikus erhalten. Sie dürfen Ihren Arbeitgeber damit beispielsweise nicht als Anwalt vor Gericht vertreten. Daher nutzen Unternehmen gern Absolventinnen und Absolventen, die sich im Rahmen eines Präsenz- oder Fernstudiums fundierte Kenntnisse der Rechtswissenschaften angeeignet haben und über gesuchtes Spezialwissen wie zum Beispiel Vertragsrecht verfügen.
Das Einsatzgebiet für Absolventinnen und Absolventen eines Bachelor-Fernstudiums im Bereich Rechtswissenschaften ist groß. Sie arbeiten Verträge aus, führen Verhandlungen, setzen sich mit rechtlichen Rahmenbedingungen für Angebote, Produktion und Vertrieb auseinander oder arbeiten beratend. Sie sind interne Expertinnen und Experten für IT-Recht, Finanzrecht, Wirtschaftsrecht, Europarecht, Kartellrecht usw. Einen Vorteil in der freien Wirtschaft haben Studierende eines Fernstudiengangs in Wirtschaftsrecht, da sie sich zusätzlich betriebswirtschaftliche Grundkenntnisse aneignen. Die Mischung aus fundierten rechtswissenschaftlichen Kompetenzen und Basiswissen der Betriebswirtschaft macht sie zu wertvollen Fachkräften in der freien Wirtschaft, bei Behörden und im Vereinswesen.
Die Arbeitsmarktaussichten sind dennoch durchwachsen. Denn in den letzten Jahren hat sich die Zahl der Rechtswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler stark erhöht. Mittelfristig ist daher mit einer Sättigung des freien Arbeitsmarktes zu rechnen. Mit frühzeitigen Praktika, einer klaren Spezialisierung auf bestimmte Rechtsbereiche sowie einer Abrundung der Kompetenten durch Business-Englisch, betriebswirtschaftliches Wissen und ggf. Führungskompetenzen sind die Jobaussichten im individuellen Fall aber dennoch gut.
Welche Gehaltschancen bietet ein Bachelor-Fernstudium eines rechtswissenschaftlichen Faches?
Die Juristinnen und Juristen arbeiten sehr häufig in der freien Wirtschaft. Dort erzielen Sie Einstiegsgehälter von ca. 37.000 Euro im Jahr. Dieses Einkommen steigt jedoch mit Berufserfahrung deutlich an. Je nach Unternehmen und Branche sind sogar Summen um 100.000 Euro im Jahr erreichbar.
Sollten die Schranken für Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen fallen und sie zukünftig als Anwalt oder Richter tätig sein dürfen, bieten sich neue Gehaltsaussichten. Richterinnen und Richter starten mit rund 40.000 Euro im Jahr und können später ein Jahresgehalt von bis zu ca. 135.000 Euro erzielen. Angestellte Anwältinnen und Anwälte verdienen nicht zwingend mehr als Bachelor-Absolventinnen und Absolventen. Allerdings können Anwältinnen und Anwälte sowie Notarinnen und Notare eine eigene Kanzlei eröffnen. Die Freiberuflichkeit eröffnet ihnen völlig neue Wege und Einkommensmöglichkeiten.
Welche Fächer gehören zu den Rechtswissenschaften?
Als Fernstudium ist ein vollwertiges Studium der Rechtswissenschaften derzeit nur eingeschränkt an der FernUni Hagen möglich. Darüber hinaus bieten viele einige Hochschulen jedoch Studiengänge, die bestimmte Teilbereiche des Rechtssystems oder Wirtschaftsrecht in den Mittelpunkt stellen. Daher gehören u. a. die folgenden Angebote zu den Fächern im Bereich Rechtswissenschaften:
- Fernstudium Bachelor of Law (Bachelor Rechtswissenschaften),
- Fernstudium Bachelor Wirtschaftsrecht,
- Fernstudium Bachelor Medizinrecht.
Welche Abschlüsse sind üblich?
Im Fernstudium können die Studierenden derzeit nur den Abschluss Bachelor of Law (LL.B.) erhalten. Dieser berechtigt zum Zugang zu einem Master-Studiengang. Derzeit ist es in der Regel nicht möglich, mit dem Bachelorabschluss zugleich die Erste Juristische Prüfung abzulegen. Damit ist den Absolventinnen und Absolventen der Zugang zu volljuristischen Tätigkeiten verwehrt. Eine Ausnahme ist ein Angebot der FernUni Hagen, das auch diese wichtige Prüfung beinhaltet. Allerdings sind dabei besondere Details zu beachten. Die anderen Bachelorabschlüsse zielen dagegen auf Berufsfelder auf dem freien Arbeitsmarkt ab.
Besonderheiten in der Fächergruppe
Die Fernstudiengänge schließen mit einem Bachelor und beinhalten bis auf die genannte Ausnahme keine Erste Juristische Prüfung. Damit ist der Bachelor of Arts keine ausreichende Zugangsvoraussetzung, um später als Anwalt, Richter oder Notar arbeiten zu können. Wer eine dieser Tätigkeiten anstrebt, muss den Weg über optional die Erste Juristische Prüfung beinhaltende Studiengänge gehen.
Hinweis: Dem Bundesverfassungsgericht liegt (Stand Mitte 2016) eine Klage vor, die die Bachelor- und Master-Studiengänge den klassischen Studiengängen gleichstellen soll. Bei einem positiven Urteil könnten auch Abschlüsse in Studiengängen wie Wirtschaftsrecht zukünftig als Voraussetzung zur Zulassung als Anwalt, Richter oder Notar ausreichend sein.
Fernstudium in rechtswissenschaftlichen Fächern: Ist ein Master sinnvoll?
Im Berufsfeld der Rechtswissenschaften zählen Titel. Daher ist ein Masterabschluss ein Karrierevorteil für Juristinnen und Juristen. Allerdings sind die Gehaltsunterschiede in der freien Wirtschaft nur gering ausgeprägt. Bachelor-Absolventinnen und -Absolventen erzielen sogar ähnliche Einkommen wie angestellte Volljuristinnen und Volljuristen. Zur Spezialisierung, Vertiefung einzelner Bereiche oder zur Erweiterung der eigenen Kompetenzen sowie für Karriereoptionen ist ein Master-Studiengang jedoch zu empfehlen.
Rechtswissenschaftliches Fernstudium: Welche Zugangsvoraussetzungen müssen Studierende erfüllen?
Anders als bei fast allen Präsenzstudiengängen der Rechtswissenschaften müssen Studierende in einem Fernstudium keinen Numerus clausus erfüllen. Ähnlich ist es bei der zweiten klassischen Voraussetzung: Zwar setzen einige Hochschulen noch ein Latinum voraus, allerdings ist dieses seit einigen Jahren nicht mehr Bestandteil der Prüfungen. Daher verzichten immer mehr Hochschulen auf diese Zugangshürde, sodass Studierende grundsätzlich ohne Lateinkenntnisse das Studium starten können. Diese Zugangsvoraussetzung ist frühzeitig für jeden Studiengang zu überprüfen.
Voraussetzungen sind außerdem Abitur bzw. Fachabitur. Ohne Abitur ist ein Studium der Rechtswissenschaften jedoch ebenfalls möglich. Dabei entscheiden die Hochschulen gemäß den Vorgaben in ihrem Bundesland über geeignete Kandidaten bzw. diese müssen eine zweijährige Berufsausbildung und eine dreijährige Tätigkeit vorweisen oder eine Berufsqualifikation auf Meisterniveau erreicht haben. Damit ist auch ein Fernstudium eines Fachs der Rechtswissenschaften durchaus für Berufstätige als zusätzliche berufliche Qualifikation auf akademischem Niveau geeignet.
Bachelor-Fernstudium in einem rechtswissenschaftlichen Fach: Kosten und Fördermöglichkeiten
An staatlichen Fernhochschulen müssen die Studierenden mit reinen Studienkosten von bis zu 3.500 Euro rechnen. Die Gesamtkosten können durch weitere Gebühren und Auslagen jedoch höher liegen. Die Kosten für ein Fernstudium in einem rechtswissenschaftlichen Fach an einer privaten Hochschule liegen bei ca. 10.000 bis 15.000 Euro. Die Studierenden können zur Deckung dieser Koste auf Studienkredite zurückgreifen, einen BAföG-Antrags stellen oder sich um ein Stipendium bemühen. Sind die Studierenden berufstätig, können sich die Arbeitgeber ggf. an den Kosten beteiligen.